Rum-nerden wäre jetzt angesagt, aber da ist leider nicht viel mit rum-nerden! Diejenigen Filme, welche es ins Kino packten, sind fast alle nicht „Low-budget“ und auch nicht überraschend „schräg“ mehr, zumal ich glaub, das es keinen „underground“ und „mainstream“ mehr gibt, das Netz hat alles in den letzen Jahren geerdet, verflacht und zeitgleich demokratisiert, was auch o.k. ist, in meinen Augen. Hollywood, neben Bangkok, neben Castrop-Rauxel.
eine filmische A-Bombe gab allerdings, den „Ex-Drummer“. Leider kam ich nur einmal dazu, ihn mir zwischen Kinotür und „runterziehen“ anzuschauen, allerdings mit großer Freude und kaltem Bier. Handwerklich, sehr beeindruckend, gute Lichtführung, Spass am Experiment, sowie spannende Kamera-Einstellungen. Inhaltlich einfach Nihilismus pur. Dreck, Sperma, Blut und Gitarren. So soll „es“ sein, verstören, aufrütteln & gleichzeitig lachen können, um die gesehenen Dinge zu ertragen. ein brillanter Film!.
mein großes Grauen diese Jahr, war der unsäglichen „Gespräche mit Gott“ ein billiges Machwerk der TAO-Klitsche („Filme, die ihr leben bereichern“) über irgendeinen kaputten Typen und durch seinen Glauben an Gott wieder auf die Füße kam, schlechte Bücher geschrieben hat und blablahblahblah … was für ein schrecklicher Esotherik-Murks und dabei eben auch: die nervigsten Kinobesucher 2007. komplettes Hirn-Abschalten am Eingang. Stichwort: „die Flanders-Family goes Cinema“.
eine gute Frage wäre, wieviel mehr Filme ich gesehen habe, seid ich jetzt seid einem Jahr im Kino arbeite? Leider habe ich keine Antwort darauf, ich kann nur schätzen, das ich diese Jahr vermutlich 35 Filme im Kino gesehen habe und jede Woche 2mal „im Kino war“
eine weitere große Freude war, das leider, zerschnitte „Grindhouse“-Projekt von Tarantino und Rodriguez. es muss eine tolles Gefühl sein, a) Filme zu drehen, einfach nur weil man es machen kann b) das nötige Kleingeld dafür zu haben und c) niemandem Rechenschaft schuldig zu sein hat, außer sich und seinem Team.wo Tarantino eine wunderbare Liebeserklärung ans Kino, alte Autos und starke, intelligente und sexy Frauen abliefert, haut rodriguez dem jungen Multiplex-Publikum, Blut, Gedärme und Zombies um die Ohren, als wolle er ihnen eine „80er-jahre-videotheken“erziehung im Schnelldurchgang verpassen. schöne Sache, Jungs, schöne Sache, das!
oft war es unglaublich Langweilig im Kino, gerade im Sommer, als ihr alle schön bierselig draussen saßt und kein Mensch im Kino. „In meiner kalten Gruft“, so pflegte ich zu sagen und die Popcornmädchen mit meinem Unmut aufzuscheuchen, denoch wußte ich, das selbst wenn nur eine Person im Kino saß, es meine Pflicht war, vorzuführen. Vielleicht war die Person traurig, oder der Liebe einheim gefallen? vielleicht hatte sie gerade ein Mord verübt oder sehnte sich nach glücklicheren Tagen? Ich werde es nicht wissen, doch es war eine stille Freude und Befriedigung, den Film gespielt zu haben. DAS ist der Unterschied vom Arthouse-Kino zum Cineplex-Kino: WE CARE ABOUT YOU!
der Überraschungshit des Jahres blieb die „little miss sunshine“ ein wundervoller positiver Film über leben und Tod, psychotische Großfamilien und Schönheitswettbewerbe“ 10 von 10 punkten, setzen.
dicht gefolgt von der „Wacken_Sausen“, dem grandiosen Dokufilm „Full Metal Village“, über das Wacken Metal Festival in Niedersachen, Deutschland. Defintiv der Film 2007, Dauerbrenner und naiv-positives Bild über Wacken und seine Fans.
ein komplett anderes Kaliber ist „300“ . Hollywood, wie es einmal zur „Ben Hur“-Zeiten war … übergroß, pathetisch, ketzerisch – im Hintergrund ein (digitales)Technikfeuerwerk ohne gleichen. „300“ kann man viel vorwerfen, dennoch es bricht mit unseren analogen Sehgewohnheiten und zieht einen in seinen bann o.K., „Männerfilm“(Definition: Aktion, Muskeln, schöne Frauen, schöne Männer, stumpfe Dialoge, krieg, Waffen) des Jahres, aber Gemetzel hat noch nie so ästhetisch ausgesehen! würde ich sehr gerne mal in HDV via 4k Projektor sehen …
es gibt ja zu mindestens bei mir, zwei Arten des Kinobesuchs, zumal man als Filmvorführer das Gesamtpaket „Kinobesuch“ nach einer gewissen Zeit entmystifiziert (es seid den, der Kinobesuch dient wie seid 100 Jahren der Partnerwahl, dann bleibt Aufregung und Spannung): 95% Spätvorstellung mit mindestens 3 Flaschen Bier und Zigaretten
…… die selbst dann Lynchs verkacktes „Inland Empire“ nicht gerettet hätten – die größte Enttäuschung des Jahres.3h Lynch, 3h Langweile, 5 Flaschen Bier und 3 Ziagrettenpause. Nichts, aber auch gar nichts überraschendes oder irgendwie solides – einfach nur ganz großer ArtyFarty-Murks.
sehr sehr schade, deswegen besser die 5% Nachmittagsvorstellungen mit klarem Kopf und Kaffee in der Hand gehen, weil dies eine andere Art von Kinobesuch ist. Er dient nicht der „Karthasis“, sondern der Bildung, sei es inhaltlich oder weil ich ein Film technisch analysiere, auf Stilmittel etc., wo wir wieder bei „MännerFilmen“ wären; Clint Eastwood stahl vielen mit seinen „Letters from Iwo Jima“ die Show. auch hier könnte viel Kritik angebracht werden, aber für mich eine aufschlussreiche Geschichtsstunde an einem frühen Nachmittag im Sommer, über den Krieg und die Schicksale im WW2 im Pazifik. beindruckend handwerklich und ohne Firlefanz erzählt. großess Kino!
Schon zu Anfang des Jahres kam „El Laberinto del Fauno„, meiner Meinung nach der verdientere Auslands-Oscar. Del Torros Film ist Kinomagie pur. die Mischung aus Fantasiegebilden, KriegsFilm und Drama ist einzigartig faszinierend ud böse.
Zur selben Zeit lief „Babel“, den meine weltgewandten Kinobesucher auch gern „Bäbel“ aussprachen, sic! Ich fand den Film „nett“, hat mich aber nicht berührt, außer die Episode in Japan, allerdings was sich ins Hirn gebrannt hat, war der „Score“ – schon lange nicht mehr einen Film gehabt, der auf musikalischer Eben, mit einem „Thema“ soviel bei mir anrichtet.
David Finshers „Zodiac“ fand ich sehr stark und hinterließ dieses, „in Ruhe nochmal angucken“-Gefühl. Daneben stachen „Children of Men“ und „The Departed“ noch heraus, Anfang des Jahres. Spass hatte ich auch an „2 Tage Paris“ und ein ungutes Gefühl bei „Yella„
In den letzten Wochen kamen noch einige Kleinigkeiten hinzu: „Hotel Very Welcome“ war höchst interessant, „Nichts als Gespenster“ hinterließ ein ein ungutes Gefühl in meinem Single-Magen und David Cronbergs „Eastern Promises“ verschönerte mir mit seiner sehr soliden Erzählstruktur und -geschichte den gestrigen Abend.
Leider nur ganz ganz wenig asiatische Filme gesehen. Schade. bin gespannt auf den neuen Wong kar-wai „my Bluberry Nights“ (ohne seinen Kameramann Doyle!) und auf Park Chan-wook.s „i am a cyborg, but thats ok“
Was bleibt also von diesem einem Jahr Kino? Viel. Für mich. Nicht Zuschauer, sondern 1 Jahr Filmvorführer, ein Jahr Arthouse-Kino, dichter dran geht nur, wer selber Filme dreht.
Mein hochgeschätzter Kollege Heinz verstarb leider in diesem Jahr und ich bin dankbar, in noch kennengelernt zu haben. 30 Jahre Filmvorführer, das muss man erstmal nachmachen!
Dazwischen Unmengen von Filmdosen, Akten, nichtfunktionierenden Spulentürmen und Filmprojektoren, kaputten Klospülungen, hier und da ein Filmriss, nervige Kunden, wenig Geld, zuviel Zigaretten, kaum Besucher, zuviel Bier, aber alles in allem eine schöne Zeit und (Lebens-)Erfahrung.
Jedem der nur irgendwie mit oder am Film arbeiten will, sollte diese „Mini-Lehre“ machen – ihr werden anderes hinter der Kamera arbeiten, ihr werdet Filme anderes beurteilen, ihr werdet die Chance haben, sehr viel Filme zu schauen und zu kritisieren. Machen!
. . .ich bezweifel im Moment, das ich nach meinem Diplom wieder erneut hier in Düsseldorf Filme vorführen werde. Es ist leider an der Zeit, mal ein bisschen mehr Geld zu verdienen. Es ist aber gut zu wissen, wie es geht Filme zu kleben, hochziehen, anwerfen, Werbung basteln, etc — noch immer, ist es mehr „als ein Nebenjob“, sondern Handwerk und Leidenschaft. Eine verdammt gute Kombination!